ARCHITEKTUR IN LINZ 1900-2011
Edited by: Andrea Bina, Lorenz Potocnik
Authors: Andrea Bina, Theresia Hauenfels, Elke Krasny, Isabella Marboe, Lorenz Potocnik
Photography: Gregor Graf
Graphic design: Alexander Ach Schuh & Martina Fuchs
Publisher: SpringerWienNewYork






215 Bauwerke in Linz seit 1900
Linz befindet sich wie keine zweite Stadt in Österreich im Wandel:
ländlich geprägt bis ins 20. Jahrhundert, sozialistisch neu
ausgerichtet in der Zwischenkriegszeit (nachvollziehbar an den Bauten
des „Roten Linz“), als „Führerstadt“ vom
NS-Regime projektiert, industriell bestimmt während des
Wirtschaftswunders und jüngst zur Kultur(haupt)stadt avanciert.
Die hervorragende Architektur, die dabei entstand, wurde
verhältnismäßig wenig beachtet und publiziert. Der
Bedarf nach einem umfangreichen Architekturführer, der dieses
Defizit beheben würde, war demnach unbestritten.
Antrieb für dieses Buch war aber auch der lang ersehnte,
persönliche Wunsch, Linz den so dringenden Überblick
über seine Bauten seit 1900 zu verschaffen. Dabei bestand die
Herausforderung vor allem darin, die richtige Form zu finden, um den
Werdegang der Stadt, diesen Wandel in der Fremd- und Eigenwahrnehmung,
zu vermitteln. Als gebautes Moment scheint die Architektur besonders
geeignet, diese Antwicklungen, Phänomene und in Wirklichkeit das
sich verändernde Stadtgefühl zu erzählen.
Bis zum erscheinen dieses Buches war es nur mit Mühe möglich,
ein Verständnis für die oben genannten Zusammenhänge in
der lokalen Architekturentwicklung zu bekommen. Die Kunsttopographie
Linz (Basis für das elektronische Denkmalverzeichnis der Stadt
Linz) sowie die Dehio-Ausgabe befassen sich vorwiegend mit historischen
Bauten. Der unumgängliche Band I (u.a. Oberösterreich) der
„Österreichischen Architektur im 20. Jahrhundert“ von
Friedrich Achleitner ist längst vergriffen und wie alle anderen
Publikationen aus der Zeit vor 1980 nur über Bibliotheken oder
Antiquariate zu bekommen.
Solche Recherchen erforderten oftmals akribische Kleinarbeit. Ab dann
– bewusst an Achleitners Grundlagenarbeit anschließend
– decken die 1997 erschienenen Blätter für
„Architektur in OÖ 1980–1997“ des Architektur
Forums Oberösterreich bzw. das 2004 erschienene, von Romana Ring
verfasste Buch „Architektur in Oberösterreich seit
1980“ einen Teil der neueren Bauten ab. Ab Ende der 1990er Jahre
findet sich Zeitgenössisches auf Architekturdatenbanken und
Websites wie nextroom oder jener des afo architekturforum
oberösterreich.
In der Hektik und Pragmatik des Linzer Baugeschehens wurde der Kritik,
Dokumentation und Publikation streckenweise kaum Bedeutung zugemessen.
Viele für Linz so prägende Bauten und deren Planer wie Curt
Kühne (aktiv in Linz 1915–48) oder die während des
Wiederaufbaus und danach tätigen Architekten Fritz Fanta, Artur
Perotti, Johannes Greifeneder oder Eugen Wachberger gerieten in
Vergessenheit. Auch Fritz Goffitzer, der stets eine eigenwillige
Position vertreten hat, oder die herausragenden Verwaltungs- und
Wohnbauten der Werkgruppe Linz sind nur mehr wenigen Insiderinnen
bekannt. Nur international anerkannte oder überregional relevante
Werke wie beispielsweise die Tabakfabrik von Peter Behrens und
Alexander Popp (1935), das Brucknerhaus von Kaija und Heikki Siren
(1973) oder die St. Theresia Kirche von Maria und Rudolf Schwarz (1962)
erfuhren ausführliche und gebührende Aufmerksamkeit. Die
Sammlung (ausschließlich fertig gestellter Bauwerke) beinhaltet
so neben Erlesenem und anerkannt Besonderem auch wenig Bekanntes, das
oft einfach nur typisch für seine Zeit, und somit aber auch
stellvertretend für einen Stil oder eine regionale Ausprägung
steht. Genau diesen alltäglicheren Bauten und unbekannteren
Architektinnen ist das Buch gewidmet. Es war unser ausgesprochenes
Ziel, diesen einen festen Platz in der Linzer Architekturgeschichte zu
verschaffen. In diesem Bestreben schließt „Architektur in
Linz“ nicht nur Lücken, sondern bedeutet auch das Betreten
von Neuland.
Gregor Graf, international anerkannter bildender Künstler aus
Linz, hat die Bauten fotografisch dokumentiert: Bewusst in Farbe
gehalten, spiegeln die Aufnahmen unser Verständnis von Architektur
als kontextbezogenes Element wieder. Gregor Grafs gesamtstädtische
Foto-Recherche stand in lebendigem Austausch mit den Autorinnen,
Ergebnisse seiner Feldforschungen flossen in die inhaltliche Arbeit ein.
215 Bauwerke aus 111 Jahren werden chronologisch vorgestellt und
themenspezifisch durch 14 Miniessays ergänzt. Oft persönlich
und subjektiv gehalten, reichen diese von der Entwicklung des
Denkmalbewusstseins in der Stadt über die Entstehungsgeschichte
des Musiktheaters bis hin zu einer typologischen Betrachtung der
Solarcity. In ihrer Behandlung von Linzer Phänomenen bringen sie
Geschichte in die Gegenwart, werfen einen anderen Blick auf vertrautes
oder schälen Stadtspezifisches heraus. Eine beiliegende Karte
ermöglicht gezielte Suche und Orientierung in der Stadt.
In unserer Doppelrolle als herausgebende Autorinnen bedanken wir uns
bei unseren Kolleginnen Theresia Hauenfels, Elke Krasny und Isabella
Marboe für die intensive Auseinandersetzung mit den Bauwerken der
jeweiligen Epoche. Anerkennung gebührt der Lektorin Andrea
Nussbaum für ihre sachkundige und sorgsame Arbeit. Hannah
Bruckmüller begleitete die Publikation redaktionell und
organisatorisch mit großer Ausdauer. Die feine, elegante
grafische Gestaltung erfolgte durch Alexander Schuh und Martina Fuchs.
Ihnen allen gilt unser Dank für ihren Einsatz bei der Realisierung
dieses komplexen Projektes. Für ihre Beratung bei der Auswahl der
Bauten bedanken wir uns bei Friedrich Achleitner und Gabriele Kaiser.
Selbstverständlich wollen wir an dieser Stelle nicht
unerwähnt lassen, dass dieses Buch ein Nachfolgeprojekt des
Europäischen Kulturhauptstadtjahrs Linz09 ist und dank
großzügiger Finanzierung von Seiten der Stadt Linz, des
Landes Oberösterreich und des Bundesministeriums für
Unterricht, Kunst und Kultur ermöglicht wurde.
Wir möchten mit dieser Publikation all jenen, die an der
städtischen und architektonischen Entwicklung von Linz Anteil
haben wollen, einen wertvollen Begleiter zur Seite stellen. Lassen sie
sich, so wie wir, von einem neuen Blick auf Linz überraschen und
inspirieren!
Publisher: SpringerWienNewYork / ISBN 978-3-7091-0825-3
Gregor
Graf ... www.gregorgraf.net
... 2012