BLOW TO BITS

Installation at Viennafair, May 2011 / Vienna, Austria.
For Gallery Momentum managed by Valerie Loudon & Moritz Stipsicz

blow to bits Gregor Graf
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viennafair blow to bits Gregor Graf
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viennafair blow to bits Gregor Graf
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Gregor Graf (* 1976 in Wien) nimmt in seinen Arbeiten meist unmittelbar Bezug zu Raum und Umgebung, untersucht deren Eigenarten und Charakter und geht ihrer Bedeutung und Geschichte auf den Grund. Seine Fotografien, Zeichnungen, Wandarbeiten oder Installationen entstehen ortsspezifisch in intensiver Auseinandersetzung mit den vorgefundenen Gegebenheiten. Sie greifen vor Ort vorhandene Materialien auf oder verweisen umgekehrt durch die Auswahl des verwendeten Materials konkret auf die aktuelle Situation.
Bei seiner Präsentation für Momentum auf der diesjährigen Viennafair reagiert Gregor Graf diesmal spezifisch auf den Kontext der Messe. Schon in früheren Arbeiten verwertete Gregor Graf Pressspanplatten, aus denen er die Grundflächen von Möbeln – Sessel, Tische, ein Bett oder die Bestuhlung eines gesamten Wartezimmmers – ausschnitt und diese als plastische Zeichnung von der Wand in den Raum hinein aufklappte. Auf Kunstmessen üblicherweise aber ebenso zum Aufbau der Messestandstruktur eingesetzt, kommt dieses Baumaterial auch hier, als Bodenbelag, zum Einsatz, dessen Pop-Up-Elemente sich mithilfe von Scharnieren zu 40 cm hohen Stellwänden aufrichten und damit in ihrer Beschaffenheit stofflich wie formal die Architektur und Gestaltung des Ausstellungsortes imitieren. Gleichermaßen erinnern diese Strukturen an die Ruinen von einstmaligen Gebäuden und die Mauerreste einer Ausgrabungstätte, durch die der Besucher/die Besucherin nun zu wandeln vermag.
Gregor Graf interessieren jene Überreste und Rudimente von Zerfallsprozessen, die Einzelbestandteile von Objekten und Bauwerken, die Brüchigkeit von Systemen. Für verschiedene Fotoarbeiten wurde altes Kinderspielzeug, kleine rote Tonbauklötze, wiederverwendet und zu neuen Formen zusammengesetzt. Die größere der beiden Fotografien gibt das Flachrelief einer Hausansicht wieder, wie sie im Stadtbild gelegentlich als vorgeblendete Fassade von dahinter nicht mehr im Ursprungszustand erhaltenen Gebäuden zu sehen ist. Die kleinformatige Fotoarbeit zeigt verschiedene bauliche Details von Fassaden und hebt diese wie archäologische Fundstücke hervor.
Gregor Graf löst architektonische Komponenten aus ihrem Umfeld, um ihnen isoliert mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. So beziehen sich etwa auch die Gitternetzplatten – ebenfalls aus Pressspan – auf eine Art und Weise der Fenstervergitterung, die der Künstler bei einem Aufenthalt in Moldawien beobachtet und nachgebaut hat, die im nunmehrigen Kontext allerdings auf sämtliche prunkvolle Gestaltung und ihre typischen floralen und traditionellen Muster verzichten und hindessen die schematische Darstellung des Messeplans wiedergeben.
In einigen Arbeiten wird Material zweckentfremdet und in neue Zusammenhängen gestellt. So entstand beispielsweise die Serie von Einlegearbeiten aus gefärbtem Gips, die Motive aus der Architekturgeschichte zeigen.

(Elsy Lahner, Wien 2011)

blow to bits viennafair Gregor Graf
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